und Hermann in sehr kümmerlichen Verhältnissen zurück; letzterer wurde Töpfer und lebt jedenfalls noch in Dresden,  Ida verheiratete sich sehr gut mit einem Kaufmann in Frankfurt a/M., der eine Lederwarenfabrik besaß.  Sie ist mehrmals Witwe geworden.  Andere Kinder von Carl Röhrig waren Amalie, Emma und Henriette.   Erstere war an den Möbelhändler Wendt in Berlin verheiratet und hatte keine Kinder, beide sind längst verstorben.  Was aus den andern beiden Schwestern geworden ist, weiß ich nicht.  Sie hatten noch einen begabten Bruder Heinrich, der sich in der Schule überanstrengt hatte und starb, als er eben das Abiturium bestanden hatte oder es machen wollte.  Nur ganz dunkel erinnere ich mich seiner und seines Begräbnisses, ich war vielleich 4 Jahre alt.  Mein Großonkel August Röhrig zog später nach Dresden und ist dort in hohem Alter gestorben, 81 Jahre alt.  Er hatte vier Söhne und eine Tochter, letztere starb in jugendlichem Alter von zehn bis zwölf Jahren.  Die Söhne waren:

 

a, Louis von Haus aus Müller, ging dann aber, da er kränklich war, zur Schiffahrt über und wurde Steuermann.  Er verunglückte in seinem Berufe, so viel ich weiß und starb jung in Dresden.

 

b. Otto , besuchte die Realschule in Torgau, ging auch zur Schiffahrt und brachte es bis zum Direktor der Sächs. Böhm. Dampfschiffahrts-Gesellschaft, welche Stelle er 8 Jahre lang inne hatte.  Er starb auch im besten Mannesalter 1888 plötzlich am Herzschlag, als er zur Kur in Marienbad weite.  Er hinterließ 5 Kinder: Oscar bei der Nordwestdeutschen-Dampfschiffahrtsgesellschaft in Magdeburg angestellt, verheiratet, Marie, verheiratet an den Buchhändler Mendte in Berlin, Frieda, verheiratete Baumeister Prater,  z.Z. in Greiz, Gertrud und Curt.

 

c. Theodor, Capitain bei der Sächs. Böhm. Dampf.-G., starb ebenfalls jung und unverheiratet in Dresden.

 

d. Carl, Militär-Musiker, später Postschaffner in Dresden, starb jung und plötzlich infolge eines Schlaganfalls wie sein Bruder Otto 1894 auf einer Besuchsreise hier in Torgau.  Er war verheiratet, hatte aber keine Kinder.

 

Mein Großvater hieß, wie schon erwähnt, Ludwig, er besaß das Haus Laboratoriumstr. 542, in dem später die Mutter Gericke hauste, das Vorderhaus an der Promenade war damals noch nicht gebaut.  Den Namen meiner Großmutter weiß ich nicht, sie war eine Schwester von Tante Schumanns Vater in Zschackau, also eine geborene Kretzschmar,  sie stammte auch wohl dort her.  Sie soll eine sehr fleißige Frau gewesen sein, das Vorderhaus auf der Promenade (die sogenannte “Schiefe Patrone”) hat sie mit bauen helfen, es soll immer blitzblank gewesen sein.  Sie starb früh durch einen Schlaganfall. 

 

Mein Vater hieß Hermann und war wohl das älteste Kind seiner Eltern, er wurde geboren am 1. Nov. 1824 und hatte zwei Schwestern und einen Bruder, letzterer ist im ungefähren Alter von 20 Jahren gestorben.  Die Schwestern waren: Amalie, verheiratet an den Tischler Becker in Berlin und Auguste, verheiratete Gastwirt Danner, ebenfalls in Berlin.  Tante (Amalie) Danner war nur einige 40 Jahre alt, als sie starb, dagegen hat Tante (Auguste) Becker alle Geschwister überlebt, sie starb Anfang October 1900, 71 Jahre alt.  Sie hinterließ zwei Kinder, der Mann war schon vorher gestorben, Max, Lederwaren-Arbeiter, und Martha, verheiratet an den jetzigen Magistratsbeamten Gesche, beide in Berlin.   Max hat mehrere Kinder, Martha nur eine Tochter, Elsa.   Diese Beiden, Max und Martha Becker  sind neben den Dresdener Röhrigs noch die einzigen nahen Verwandten von Vaters Seite.

 

Meine Mutter hieß Henriette Lehmann, (später eingefügt: * 16.2.1824) ihr Vater war Gensd’arm.  Sie besaß eine Schwester Friederike, mit der sie nach dem Tode der Eltern zusammengewohnt hat, sie haben sich ihren Lebensunterhalt durch Nähen verdient.  Tante Fritzchen, so wurde Friederike genannt, ist unverheiratet und jung gestorben.  Der Bruder der Mutter hieß Traugott, er ging zum Militär, stand hier in Torgau bei der reitenden Artillerie und kam später nach Cöln a/Rh.   Er hat alle drei Kriege mitgemacht und hat es bis zum Rittmeister der Reserve (Landwehr ?) gebracht.  Als er vom Militär abging, erhielt er eine Stelle als Ökonomie-Inspector an der Strafanstalt zu Brauweiler b/ Cöln und später eine gleiche Stelle an der Blindenanstalt zu Grafenberg bei Düßeldorf.   Nach seiner Pensionierung ließ er sich in letzter Stadt nieder und ist erst in diesem Frühjahr (spätere Randnotiz: 1902), 80 Jahre alt, gestorben.  Seine Frau lebt noch in D., ist jedoch infolge eines Schlaganfalls sehr leidend und hilfsbedürftig.  Siebzehn Kinder sind dieser Ehe entsprossen, von denen aber im Laufe der Jahre viele gestorben sind.

 

Meine Mutter soll ein sehr hübsches Mädchen gewesen sein, mit dunkeln, braunen Augen und lockigem, dunkeln Haar.  Ich kann mich ihrer nicht genau mehr erinnern, obgleich ich zur Zeit ihres Todes schon über 6 Jahre alt war.  Da mein Vater viel auf Schiffahrt war, so hat er uns Kinder und die Mutter oft mitgenommen.  Diese Fahrten auf der Elbe, die von Außig bis Hamburg gingen, gehören mit zu meinen frühesten Erinnerungen.  Wie staunte ich die vielen Schiffe an und die Brücken alle, auf denen mir die als etwas unbegreiflich Geheimnisvolles verkehrenden Eisenbahnzüge dahinrollten.  Außer mir waren noch meine drei Jahre jüngere Schwester Ida und ein kleiner Bruder Paul mit auf dem Schiffe.  Letzterer ist auf solcher Reise gestorben und in Meißen beerdigt worden.  Lange hat mich als Kind das Bild des lieben kleinen Bruders und sein schneller Tod beschäftigt, den kleinen weißen Sarg sehe ich in der Erinnerung noch vor mir. 

 

Außer diesem Bruder Paul hatte ich noch zwei Brüder, der eine war vor mir und der andere nach mir geboren, sie hatten beide nach dem Großvater den Namen Ludwig, sind aber beide wohl kaum ein Jahr alt geworden.  Meine Schwester Ida hing mit großer Zärtlichkeit an der Mutter und gab ihr allerlei Kosenamen.  Sie war geboren am 26. Jan. 1854.

 

Zweimal bin ich in die Elbe gefallen und das eine Mal beinahe dabei ertrunken.  Ein Bootsmann rettete mich, aber auch meine Mutter, mit Ida auf dem Arm, ist mir vom Ufer aus nachgesprungen; das Schiff lag nämlich am Lande und sollte beladen werden.  Ich kam erst wieder zur Besinnung, als ich im Bette lag.  Auch erinnere ich mich dunkel, wie ich verschiedene Male sehr krank war und wie die Mutter an meinem Bette saß, wenn ich erwachte.  Nicht lange hatten wir unsere liebe Mutter; ich habe noch bei ihr schreiben müssen und stricken lernen, auch las sie mir kleine Verse aus einem Bilderbuche vor.  Doch das sind alles nur flüchtige Erinnerungen, aber das ist mir fest im Gedächtnis geblieben, wie sie eines Tages sagte, daß sie bald sterben würde, da habe ich so jämmerlich geweint, daß sie mich kaum beruhigen konnte - und wie bald ist

 

 
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