Den 13ten Mai erhielt das 7te Armeecorps endlich die Ordre, noch desselben Nachntittags einen Bivouac bei Werda zu beziehen; man hatte dieß so schnell nicht vermuthet, da noch vor einigen Tagen der General vielen Offciers dieser Truppen auf 6 Tage Urlaub gegeben hatte.

   Den 14ten marschierte das Corps nach Annaburg. Es bestand vor der Hand aus einem Bataillon Garde zu Fuß, 2 Bataillons Prinz Clemens,  1 Bataill. Prinz Friedrich, 1 Rechten, 1 Prinz Max, 1 Prinz Anton, 1 Low, 2 leichten Bataillons und einigen Escadrons Cavallerie, nebst vieler Artillerie sowohl reitender als zu Fuß; das Ganze wurde von dem Generalmajor v. Sahr befehligt.

   Den 15ten Rasttag, es wurde eine Recognoscirung in die Gegend von Jessen vorgenommen, man traf aber nichts als Kosacken und Jäger, mit welchen unsre Schützen ein kleines Scharmützel begannen. 

   Den 16ten passirten wir die schwarze Elster ohne Aufenthalt, geriethen aber vor Schönewalda in ein Gefecht mit russischen leichtten Truppen, welche unsre Avantgarde baldzurückdrängte, und nach einem Aufenthalt von mehreren Stunden setzten wir unsern Marsch nach Dahme fort, wo wir jenseits des Städtchens eine Position bezogen.

   Den 17ten nach Luckau, bis jetzt hatten wir unsre Direction immer nach Brandenburg gehabt, um dem Feinde glauben zu machen, daß wir die Absicht batten Berlin einzunehmen; zu welchem Endzweck auch

   den 18ten unsre Avantgarde nach Baruth aufbrach, das Corps aber Rasttag hatte und

   den 19ten nach Cahlau marschierte, und seinen Marsch in der Richtung auf Bautzen über Hoyerswerda fortsetzte, wo es

   den 20ten anlangte und den folgenden Tag seinen Marsch nach Bautzen richtete. Schon in der Ferne verkündete uns der Donner der Kanonen die Schlacht; Truppenabtheilungen aller Art eilten ihren verschiedenen Bestimmungen entgegen, und eine dumpf nur vom fernen Kanonendonner unterbrochene Stille herrschte über der nebelumhüllten Ebene. Bei Weisdorf fanden wir schon die ersten Überbleibsel eines gehaltnen Gefechts, welches durch einen Ueberfall der Russen veranlaßt worden war, den die Unvorsichtigkeit eines französischen Generals herbeigeführt hatten. Es war durch die Ankunft von Verstärkungen, vortheilhaft für die Franzosen ausgefallen. Die Schlacht bei Bautzen selbst ist durch häufige Berichte zu bekannt als daß ich mich dabei aufzuhalten brauchte, ich werde deshalb nur die unser Corps betreffenden Puncte be rühren. Das Neysche Corps marschierte uns voran, wir folgten allen seinen Bewegungen, und erschienen zum Erstaunen des Feindes, welcher uns wahrscheinlich ganz wo anders vermuthet hatte, auf seinem rechten Flügel. Dieser wurde durch unsre Uebermacht aus allen seinen Stellungen geworfen, wobei die sächsische Garde beständig die Reserve formirte und endlich auch Abends in das Feuer einer Batterie gerieth, welche von den Unsrigen zum Schweigen gebracht wurde. Klein Bautzen stand in vollen Flammen, so wie Wurschen und noch einige andere Dörfer, noch dauerte das große und kleine Feuer unaufgehalten auf unsern rechten Flügel fort, besonders war es in der Gegend von Hochkirchen äußerst lebhaft. Endlich machte wie gewöhnlich die Nacht diesem Schauspiel ein Ende; wir passirten Wurschen und wurden an der Straße bis Negern vorpoussirt.

   Den 22sten wurde sehr zeitig Tag, schon um halb 3 Uhr beliebte es die feindlichen Artillerie uns auf eine sehr energische Art einen guten Morgen zu bieten. Sogleich eilten die Unsrigen, um ihnen die Antwort nicht schuldig zu bleiben; kaum waren einige Schüsse gefallen, als der Kaiser selbst an der Spitze seiner Garden zu Pferde erschien, um auf der Straße eine Recognoscirung vorzunehmen. Er entfaltete in der Ebene zwei Brigaden einer schönen Kavallerie, worunter besonders die rothen holländischen Lanziers und 2 Regimenter sächsische Cuirassiers sich auszeichneten.

 

   Sogleich setzten wir uns in Bewegung, um dem Kaiser zu folgen, und gewannen die Höhe von Weissenberg, worinn der Feind noch leichte Truppen hatte. Seine Urriergarde zog sich auf und neben der Straße nach Görlitz zurück, und wir verfolgten ihn unter stetem Gefecht von Höhe zu Höhe, bis er endlich auf denen hinter Reichenbach liegendeu Anhöhen eine feste Stellung nahm. Seinen rechten Flügel lehnte er an eine Windmühle auf der Anhöhe hinter das Thal, an dessen Rande er sich postirte und den größten Theil seiner Artillerie auf den Töpferberg aufführte. Wir drangen trotz des lebhaften Feuers bis in das Städtchen vor, aus welchem wir seine leichten Truppen warfen, indeß unsre Kavallerie nach einem verunglückten Angriffe und darauf erhaltener Verstärkung endlich die feindliche zurückwies. Während einige Bataillons den Töpferberg und die ihn umgebenden Gründe von russischen und preußischen Jägern reinigten, avancirten die übrigen Infanteriecolonnen auf der Straße nach Markersdorf, woselbst sich eine äußerst lebhafte Kanonade engagirte, welche jedoch der Infanterie nur unbedeutenden Schaden zufügte, da selbige unter der Schußlinie im Thale stand. Die herannahende Nacht schied die Kämpfenden, und die Alliirten benutzten dieselbe, um auf allen Puncten die Neisse sowohl in als bei Görlitz zu passiren, nachdem sie vorher aus dieser Stadt alle nur aufzubringenden Lebensmittel mit sich fortgenommen und die Brücke in Brand gesteckt hatten. Durch ein Versehen blieb die bei Löschwig befindliche Brücke unbeschadet und eine französische Collonne passirte selbige den

   23ten und nöthigte durch ihr Vordringen den Feind, uns Görlitz und das jenseitige Ufer fast ohne bedeutende Gegenwehr zu überlassen. Unsre Jäger durchwateten den Fluß um das jenseitige Terrain von Kosacken zu reinigen, und schnell erbauten die französischen Gappeurs verschiedene Laufbrücken, um auch unserm Corps den Uebergang zu erleichtern, welches sogleich seinen Marsch nach Leopoldshayn fortsetzte, wo es bis gegen Abend von Feinde harzelirt wurde, und endlich bei diesem Dorfe ein Bivoac bezog. Das Bataillon Sächßs. Garde nahm indeß von der Stadt Besitz, und nach einigen vergeblichen Versuchen, die brennende Brücke zu passiren, reinigte es die umliegenden Gärten von allen Arten leichter Truppen und folgte endlich Abends den übrigen Sachsen nach. Der Kaiser blieb nebst seinen Garden in der Stadt, von hier aus theilten sich die Corps wieder und das unsrige setzte seinen Marsch nach Schlesien aus der Straße von Waldau und Bunzlau fort. Die Alliirten, welche man Tags zuvor noch auf den Höhen bei Hennersdors gesehen hatte, und deren donnernden Morgengruß man wieder sehr zeitig vermuthete, verließen ihre Stellung

   den 24sten, welchen Tag wir bei Naumburg am Queiß den feindlichen Boden betraten. Seit dieser Zeit drangen wir, fast unaufgehalten , über Liegnitz bis nah bei Breslau vor, wo wir endlich

   den 31sten anlangten. Bei vorletzt genannter Stadt trafen wir wieder auf eine Colonne Franzosen und in Liegnitz selbst nahm der Kaiser sein Hauptquartier. Ueberall waren noch durch Requisitionen Lebensmittel aufzutreiben gewesen, und wir hatten, einige Tage ausgenommen, fast an keinem unentbehrlichen Lebensbedürfniß Mangel gelitten. Bei Breslau kam es noch zwischen der Division Lauriston und einigen preußischen Landwehr Bataillons zu einem heftigen Scharmützel und erst

   den 1sten Juny früh um 5 Uhr gelang es derselben von Breslau Meister zu werden.

 

   An diesem Tage wurde uns der zwischen Frankreich und den Alliirten geschlossene Waffenstilstand bekannt gemacht, das 7te Armeecorps bezog eine Position bei Buschwitz, woselbst der General Reynier sein Hauptquartier etablirte. Den 7ten Juni verließ das Corps diese Stellung, um in vier Tagen seinen Rückmarsch nach Sachsen zu vollenden, woselbst es auch

   den 11ten Juni bei Lauban ankam und dort und in der Gegend von Görlitz in weitläuftigen Cantonirungen ausgedehnt wurden.

 

   Da ich diese Reminiscenien bloß aus dem Gedächtnisse und ohne Charten und andre Hülfsmittel niederschrieb, so ist es leicht möglich, daß sich in der Bestimmung der Zeiträume und Nahmen hin und wieder unbedeutende Irrthümer können eingeschlichen haben. Der billige Leser wird dieß verzeihen, zumal da die Hauptsachen durchaus richtig sind.